Eigentlich wollte ich mir die Arbeit mit Blogposts dazu nicht machen und mich mehr im Stillen daran erfreuen. Da mein Aquarium aber im Bekanntenkreis gerade erfeulicherweise auf stetig steigendes Interesse trifft, werde ich hier im Blog, ohne allzuviel auf die technischen Details einzugehen, hin und wieder etwas zu meinem Becken zu posten, hauptsächlich natürlich Bilder. Und so fängt es an:
Wer einmal ein Aquarium hat(te), der steht vermutlich wie ich, immer wieder gerne vor den Fischtanks der Zoo-, Bau- und Gartenmärkte und schaut sich das ganze bunte Gewusel hinter den Scheiben an. Dabei gibt es ja neben der Größe zwei verschiedene Möglichkeiten das umzusetzen: Süßwasser- oder Meerwasserbasiert.
Süßwasser hatte ich lange Zeit. Da gibt es einige bunte Fischsorten, das Wasser ist aber i.d.R. braungrün/dunkel, wie eben in Fluß, Teich oder See, wie z.B. in Tropengebieten. Farbenfroheit kommt hier nur bedingt auf. Das Wasser, insbesondere der Boden muss ständig gut gereinigt werden (absaugen), da der sich in einem kleinen Becken schnell zusetzt. Es fehlt an „Reinigungskräften“ und man hat schnell eben das bekannte dunkel braun grüne Ambiete.
Meerwasseraquarien sind da schon eine ganze Ecke anschaulicher: bunte Fische, Korrallen (Hauptbesatz), viele Kleintiere, Krebse, Muscheln, Schnecken, Sandwürmer, ja sogar Quallen und Seepferdchen etc. Von dieser Art Aquarium wird allerdings immer abgeraten. „Mach Du erstmal 30.000 Jahre Süßwasser und dann kannst Dich an Meerwasser ranwagen“ und solche abweisenden Sprüche und Kommentare findet man in einschlägigen Fan-Gemeinden, insbesondere in Fachforen zum Thema.
Nachdem ich das erste jahrelang hatte wollte ich mich einfach mal an so ein krass buntes leuchtendes Becken ranwagen, egal was dafür oder dagegen geredet wird. Wie man so schön sagt: Die kochen auch nur mit Wasser.
Liest man sich durch die übersichtliche empfohlene Startliteratur, gibt es zwar viele Buchseiten auf denen 1000+1 Tiersorten unterschieden werden, deren aneinandergereite lateinische Namen mich wirklich nicht interessieren – ich kann mich wie beim Tauchen oder im Zoo auch so darüber freuen, selbst wenn ich nicht weiß wie sie heißen. Für einen Einsteiger wichtige Basics fehlen aber einfach komplett. Standardfragen: Oh, meine Rückförderpumpe hat keine regelbare Leistung und pumpt auf Dauerfeuer mein Technickbecken leer, was muss ich tun? Oder: Wie lange und wieviel Salz und welches kommt rein? Oder: Wie teile ich mein Technikbecken an besten ein, was ist das überhaupt und brauche ich eins für was? Kommen erst lebende Steine rein oder erst Sand oder ist das egal, d.h. einfach gleichzeitig? Warum sind LEDs aus China so verpönt, die machen doch auch hell? Wieviel blaues und wieviel weißes Licht brauche ich in wieviel Watt pro Liter in LEDs? LEDs vs. Neonröhren? Wo kaufe ich am besten ein Becken, welche Größe ist sinnvoll? Wieviel Liter müssen meine Strömungspumpen denn nun rumpumpen pro Stunde? Was mache ich, wenn meine Rückförderpumpe zu laut brummt? Separates Technikbecken oder alles im gleichen Becken? Darf man die Algen in der Einfahrphase wirklich nicht von den Scheiben abputzen, und wenn doch was passiert dann? Wie sieht so eine Einfahrphase aus (Bilder über Wochen)? Dauert die immer gleich lange? … Oder oder oder. Am Ende gibt es viel selbst zusammenzureimen oder im Internet herauszufinden, da es in den sogenannten Fachbüchern schlicht nicht steht. Das übliche Problem: Von Profis nach jahrelanger Erfahrung geschrieben ohne Vorstellung mehr davon, was ein Neueinsteiger wirklich wissen will und muss. Aus heutiger Sicht würde ich sogar abraten sich die teuren Bücher zu kaufen und sich gleich nur online in den einschlägigen Wiki, Datenbanken und Foren zu informieren. Dabei nicht von ablehnenden und besserwisserischen Kommentaren abschrecken lassen. Dieser Recherche Aufwand gehört zum Spaß an der Sache dazu und ist hier umfangreicher als bei einem „Wasser rein und gut“ Süßwasserbecken. Und wie immer empfiehlt es sich nicht das Wort des halb angelernten aus der Nachbarabteilung vertretenden Fachverkäufers im Laden um die Ecken auf die Goldwaage zu legen, sondern besser selbst informieren, das gilt gerade auch für die Preise!
Nachdem man die ganzen Technikdetails aber durch hat, weiß was man braucht und was nicht, kann man sagen: Das ganze abschreckende Gerede vom total komplizierten Meerwasserbecken mag ev. vor 30.000 Jahren ja auch mal wirklich richtig gewesen sein. Heutzutage ist das schlicht falsch. Aus meiner Sicht ist es am Ende heute sogar einfacher bzw. bequemer als ein Süßwasserbecken. Alleine das nervige Bodensäubern fällt komplett weg, da man selbst dafür Bodenumgräber und Putztruppen hat, die das erledigen, alles filtern und schön sauber halten. Man putzt also die Scheiben, füllt Wasser nach, achtet auf die Wasserwerte und tausch hin und wieder altes Wasser gegen neues. Das war´s.
Meerwasser ist kein Mehraufwand! Sogar weniger! Einzige Hürde ist der wesentlich höhere Kostenfaktor: Angefangen vom Strom für die Beleuchtung (es wird viel benötigt), den Geräten (Strömungspumpe, Abschäumer, Rückförderpumpe, Salzmesser, Osmosegeräte, …) Wassertests, dem Meersalz bis zu den vielen Tieren (Lebengestein 13EUR/kg, mal eben eine gestreifte Krabbe für 30EUR, Korallen, Fische etc.). Man kann natürlich auch kompliziert: Wenn man sich, wie auch bei Süßwasser möglich, superempfindliche Tiere anschafft, so dass man penibel und ständig auf Wasserwerte und Fütterung achten muss. Aber wer mit normaler Lebens(frei)zeit will das schon.
Das wichtigste für mich neben der Erkenntnis, dass es gar keinen Meerwaufwand gibt, ist es, dass man mit so einem Becken quasi einen Live unter Wasser Mini-Riff Tierfilm lebend in seiner Bude stehen hat. Ja, da drinnen ist sogar schon in der Einfahrphase so viel los, dass man locker mehrere Minuten davor sitzen und schauen kann. An jeder Ecke lebt und krabbelt etwas. Da kommt bei Weitem kein Süßwasserbecken mit.
Die abschließende Antwort auf die Frage Meerwasser-Aquarium lautet also eindeutig: Ja!